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Club der kreativen Tüftler
Fotos: Volker Beushausen

Club der kreativen Tüftler

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Sabine Raupach-Strohmann

Jeden Freitag und Samstag treffen sich die Freunde des Modelleisenbahnbaus im Clubhaus. mit großer Liebe zum Detail und zur Technik tüfteln und bauen sie unermüdlich an ihrer Miniaturwelt auf 40 Quadratmetern.

Majestätisch gleitet der Zug durch Berg und Tallandschaften – vorbei an Großstädten und ländlicher Idylle mit spielenden Kindern, Kühen und Pferden. Auf über 40 Quadratmetern hat der Modelleisenbahnclub Castrop-Rauxel in 34 Jahren eine idyllische Bahnlandschaft der 60erJahre in der MiniaturSpur H0 mit dem passen den Autosystem von Faller geschaffen. Fertig wird sie allerdings nie. „Wir entdecken immer noch Dinge, die wir verbessern können“, erzählt der 1. Vorsitzende Bernd Haarmann an diesem Samstag im Club. Gemeinsam wollen die Clubmitglieder die Buslinien und den Lastwagenverkehr optimieren: Alles wird so berechnet, programmiert und mit Sensoren versehen, dass die Busse selbstständig an Schranken oder Haltestellen halten und nach einem Fahrplan wieder starten. „Das ist der Reiz des Modelleisenbahnbaus: Wir tüfteln gemeinsam alles aus, löten und bauen. Dabei schaltet man wunderbar ab.“

Halterungen aus dem 3D-Drucker

Von den Modellautos verwenden sie nur das Oberteil. Das gesamte Fahrgestell, Getriebe und Platinen werden selbst gefertigt. Zwar gibt es solche Busse auch zu kaufen, „das ist uns aber zu teuer – und zu einfach“, lacht Haarmann. Die entsprechenden Halterungen unterhalb der Platte entwirft Justin Wiegreve – mit 19 Jahren der Benjamin im Club – und fertigt sie dann mit seinem 3D-Drucker. Seit fünf Jahren verbringt auch Justin viel Zeit im Club im Hinterhof an der Bövinghauser Straße. Besonderen Spaß hat er daran, ein Modellhaus nach dem anderen in der Fantasielandschaft zu erleuchten. Natürlich in verschiedenen Farben, so lebensecht wie möglich. „Da sieht man sogar das Licht eines Fernsehers bläulich flackern“, sagt er stolz. Die Programme schreibt er selbst – „mithilfe von KI“. Auch das winzig kleine Rentier Rudolf mit der rot aufleuchtenden Nase geht auf seine Kappe. Überhaupt gibt es neben den Zügen und Fahrzeugen viele kleine Details in der Modelleisenbahnlandschaft zu entdecken: ein Bagger, der sich dreht, ein Klohäuschen, dessen Tür sich öffnet, eine Fotoszene im Grünen mit Blitzlichtgewitter. Zweimal im Jahr lädt der Club zum Tag der offenen Tür. „Mitgliederwerbung“, sagt Manfred Bilz, ein weiterer Modelleisenbahnfan, der an diesem Samstag dabei ist. „Nach Corona sind leider einige fortgeblieben.“

Abfahrt vom „Schattenbahnhof“

Für die Gäste – meistens Großväter mit Enkeln – besetzen die Clubmitglieder die Schaltpulte der vier Bahnhöfe und schicken bis zu fünf Züge gleichzeitig auf die Reise. 50 unterschiedliche gibt es – vom Schienenbus bis zum Drei MeterZug. Von vier unsichtbaren „Schattenbahnhöfen“ unter der Platte können sie nach und nach die einzelnen Modelle starten. „Wir fahren immer ohne Fahrplan – deshalb sind wir auch immer pünktlich“, sagt der pensionierte Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn schmunzelnd. So faszinierend auch die Modelleisenbahnlandschaft ist, die sie geschaffen haben – Herz, Hirn und Lebensadern unter der Platte machen die Faszination für die handwerklich wie technisch versierten Clubmitglieder aus. Mehrere tausend Meter Kabel und unzählige Schaltungen sorgen für den reibungslosen Ablauf oberhalb. Viele Entwürfe aus dem Club setzen die Mitglieder auch zuhause um – fast jeder hat seine eigene Modelleisenbahn. „Anders als im Club,“ sagt Clubmitglied Hans Huneus. Er hat in seinem Keller einen Teilabschnitt der Eisenbahnlinie Köln–Venlo nachgebaut – mit dem Bahnhof Breyel. Ab und zu kommt Justin zu Besuch, erzählt er: „Dann fahren wir vier Stunden lang pünktlich nach Fahrplan und vergessen als Lokführer die Welt um uns herum.“

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