Kinderbetreuung in Castrop-Rauxel: Herausforderungen und Fortschritte. Wenn man sucht, findet man immer was Tolles“, sagt die dreifache Mutter Feliz Özer über das Freizeitangebot für Familien der Stadt.
Wenn man sucht, findet man immer was Tolles“, sagt die dreifache Mutter Feliz Özer über das Freizeitangebot für Familien der Stadt. Auch Maik Rosenkiewicz findet, dass sich Castrop-Rauxel in puncto Familienfreundlichkeit positiv entwickelt hat: „Die Spielplätze sind weitgehend sauber und gepflegt. Es gibt wieder ausreichend Plätze fürs Kinderschwimmen“, und auch der neue Spiel- und Bewegungspark am Hallenbad sei schön geworden. Etwas bangen mussten der zweifache Vater und seine Frau aber bei der Kinderbetreuung für den jüngsten Sohn Leander. Trotz Geschwisterkind hat der damals Einjährige im letzten Sommer keinen Platz in der Kita Villa Kunterbunt erhalten. „Das war gar nicht so einfach. Zum Glück haben wir nach einigem Suchen noch eine Tagespflege gefunden.“ Da seine Frau nach einer schweren Kopfoperation in einer längeren Reha-Maßnahme ist, ist er derzeit quasi alleinerziehend und dringend auf die Betreuung angewiesen. Zusätzlich macht sich der 39-Jährige, der auch Bass u. a. in den Bands Soñadores und Kingz auf der Stage spielt, gerade als Musiklehrer selbstständig, neben einer Teilzeitstelle als Bühnenbauer am Westfälischen Landestheater. Mit den Sorgen um die Kinderbetreuung ist Familie Rosenkiewicz nicht allein: Laut Bertelsmann-Stiftung fehlten allein in NRW Kita- Plätze im sechsstelligen Bereich, insbesondere für die Unter-Dreijähri- gen. Immerhin: Bei den Über-Dreijährgen erhalten in Castrop-Rauxel im Kita-Jahr 2025/26 über 91 Prozent der angemeldeten Kinder einen Platz. Insgesamt stehen hier 2.592 Kita-Plätze bereit – rund 100 mehr als 2024/25 –, davon 623 für Unter-Dreijährige. Hinzu kämen 180 öffentlich geförderte Betreuungsplätze bei Tagespflegepersonen.
Flexible Betreuung
Filiz Özer hat es da gut; ihre drei Kinder sind bereits versorgt, dabei benötigten sie und ihr Mann Erdogan die Betreuung anfangs noch nicht zwingend, jetzt aber ist sie froh darüber. Als sie für ihre Tochter recht kurzfristig mithilfe des Jugendamtes noch einen Platz in der Kita Rasselbande am Castroper Holz erhielt, war sie noch Hausfrau. Heute ist sie selbstständige Gesundheits- und Ernährungsberaterin. Ihre nun knapp achtjährige Tochter geht bereits zur Schule, aber ihre beiden Zwillinge Ahmet und Muhammed sind für insgesamt 35 Stunden pro Woche in der Kita. „Manchmal habe ich auch nachmittags noch Termine. Da kommt es mir sehr entgegen, wenn ich kurzfristig in der Kita noch eine Kinderbetreuung habe. Die Betreuung hat sich meinem Leben angepasst“, sagt sie. Und die ist in der Kita Rasselbande besonders flexibel. Eltern können ihre Betreuungszeiten monatlich je nach Bedarf anpassen, theoretisch sogar bis 18 Uhr. Zudem können sie spontan, heißt bis 24 h vorher, Betreuung hinzubuchen, z. B. wenn ein längerer Termin ansteht. „Jede Familie hat ein Kontingent, das flexibel genutzt werden kann“, erklärt Kitaleiterin Anne Belgardt. Allerdings müsse in den Randzeiten gewährleistet sein, dass mindestens noch drei Kinder da sind. 116 besuchen die Kita. Der Großteil kommt allerdings während der Kernbetreuungszeit von 7 bis 15 Uhr. Bis 16 Uhr sind es noch knapp 30, danach nur noch sechs Kinder.
OGS-Ausbau
Auch einen Platz an einer offenen Ganztagsschule (OGS) zu erhalten ist kein Selbstläufer. Maik Rosenkiewicz hat für Tochter Enja einen Platz an der Grundschule Am Busch bekommen. Dafür nimmt er allerdings einen etwas weiteren Schulweg in Kauf. An der nähergelegenen Marktschule war der Platz nicht sicher, und auch die Abholzeiten waren nicht so flexibel, wie er und seine Frau es benötigen. Bisher war das OGS-Angebot in Castrop-Rauxel gerade so auskömmlich, obwohl die Stadt in den letzten Jahren bereits deutlich ausgebaut hat. Im laufenden Schuljahr 2024/25 gibt es an den zehn Grundschulen in Castrop-Rauxel insgesamt 1.710 Plätze; das waren 219 mehr als ein Jahr zuvor. Hinzu kamen zusätzlich 114 für eine Übermittagsbetreuung (Ü-Mi) an der Marktschule, an der Grundschule Alter Garten und an der Elisabethschule. „Die Einrichtung der Übermittagsbetreuung half, die Wartelisten entweder komplett einzustellen oder auf ein Minimum zu reduzieren“, heißt von der Stadt. Der Bedarf dürfte weiter deutlich steigen, zumal mit dem Schuljahr 2026/27 der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz greift, wenn auch zunächst nur für die neu eingeschulten Kinder. „Wir gehen davon aus, dass 70 bis 80 Prozent aller Grundschulkinder eine Ganztagsbetreuung beanspruchen werden“, schätzt Jennifer Podraza, Abteilungsleitung Offene Ganztagsschule und Schulsozialarbeit. Derzeit nutzen stadtweit etwa die Hälfte aller Kinder den offenen Ganztag. Bis zum Schuljahr 2029/30 müssen bei dieser Anwahlquote also zwischen knapp 700 und gut 1000 zusätzliche Plätze entstehen. Für das kommende Schuljahr 2025/26 haben 175 mehr Familien Interesse angemeldet, als OGS-Plätze zur Verfügung stehen. „In einem nächsten Schritt muss die OGS-Koordination daher nun sondieren, wer einen tatsächlichen Betreuungsbedarf hat und Möglichkeiten des Ausbaus ausloten“, heißt es. Zusätzliche OGS-Plätze sollen bis 2027 auf jeden Fall an der Grundschule Am Busch, der Grundschule Alter Garten und der Cottenburgschule durch Baumaßnahmen entstehen. An der Grundschule Am Busch haben diese bereits begonnen. Im Sommer eröffnet zudem die Neue Grundschule Castrop mit zunächst 40 neuen OGS-Plätzen.
OGS-Ausbau erfordert Umdenken
Darüber hinaus sollen durch Co-Nutzung von Klassenräumen weitere Kapazitäten entstehen, so etwa an der Marktschule, die zunächst zwei Räume multifunktional ausstattet. An solchen Doppelnutzungen führe künftig kein Weg vorbei; sie erforderten aber ein Umdenken und eine engere Abstimmung zwischen Lehrern und OGS-Personal, sagt Jennifer Podraza. Tische und Stühle müssten beispielsweise mobil, Schränke abschließbar sein. An der Marktschule wurden bereits zwei Räume im benachbarten Gemeindezentrum angemietet. „Wir sind derzeit in Verhandlungen, die Mietverträge für die Gemeideräume zu verlängern, um hier die Nutzung von Räumen im Sozialraum der Schule abzusichern“, sagt Podraza. Von 134 im Schuljahr 2016/17 auf derzeit 172 OGS-Plätze ist die Kapazität dort bereits gestiegen. Über 300 Plätze sollen es an der Marktschule einmal werden.