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Pfirsiche, Besenhirse und Senfsaat
Wacht in der Stadtbibliothek ab sofort nicht mehr nur über Literatur und andere Medien, sondern auch über Saatgut: Fachbereichsleiterin Melanie Heine.

Pfirsiche, Besenhirse und Senfsaat

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Felicitas Bonk

In der Stadtbibliothek Castrop-Rauxel „wächst“ gerade ein Saatgutvorrat von vielen verschiedenen Obst-, Gemüse- und Pflanzensorten. Die Idee dahinter: alte Sorten bewahren.

„Der Nachhaltigkeitsgedanke ist typisch für Bibliotheken. Wir waren quasi schon nachhaltig, als es noch gar nicht hip war“, sagt Melanie Heine und lacht. Als Fachbereichsleiterin bei der Stadt Castrop-Rauxel ist sie für die Bibliothek und alles, was in dieser zu finden ist, verantwortlich. Seit kurzem ist das neben Büchern, Filmen, Zeitschriften und digitalen Dingen auch Saatgut. Genauer gesagt, Samen und Kerne verschiedenster Obst- und Gemüsesorten sowie von Garten- und Balkonpflanzen.

Bibliotheken sind nachhaltig

Das Prinzip hinter der Saatgutbibliothek: Wer mag, kann in der Stadtbibliothek vorbeikommen, sich kostenlos ein paar Samen mitnehmen und im besten Fall dafür andere dalassen. Im Grunde also ein einfaches Tauschgeschäft, von dem alle profitieren. „Es ist natürlich keine Pflicht, dass man für jeden genommenen Samen einen anderen mitbringen muss. Vielmehr ist es ein Geben und Nehmen auf freiwilliger Basis. Und wir sind uns sicher, dass jeder, der stolz auf seine selbstgezogenen Pflanzen ist, auch gerne ein bisschen Saatgut für andere spendet“, so Melanie Heine.

Den Anstoß für die Realisierung einer Saatgutbibliothek hatte die Studentin Lea Leidig, die ähnliche Projekte von anderen Bibliotheken kannte. „Lea hat mich angesprochen und mir von ihrer Idee erzählt. Ich fand das toll und habe gemeinsam mit unserer Bibliotheksleitung Elisabeth Langohr die Recherche begonnen“, erzählt Melanie Heine. Dass die beiden sofort von dem Aufbau einer Saatgutbibliothek begeistert waren, liegt dabei nicht zuletzt daran, dass der Gedanke des nachhaltigen Teilens mit der Allgemeinheit ganz tief in der DNA einer jeden Bibliothek verwurzelt liegt. Und so nahm das Ganze seinen Lauf.

„Wir haben dann die Kleingärtner in Castrop-Rauxel angeschrieben, Aufrufe in der Presse gestartet und überall von unserem Vorhaben erzählt – mit dem Ziel, fleißig Saatgut für unsere Bibliothek zu sammeln“, so Melanie Heine. Ein Vorgehen, dass schnell weite Kreise ziehen sollte. „Eines Tages hatte ich dann einen Brief bei mir auf dem Schreibtisch liegen. Aus Frankreich! Eine Frau, die dorthin ausgewandert ist, hatte von der Idee gelesen und uns direkt ein ganzes Glas voller Kerne vom Blutpfirsich geschickt, einer ganz seltenen, alten deutschen Art aus dem Ahrtal. Das hat mich wirklich sehr gerührt“, erzählt die Mitinitiatorin des Projekts. Keine Frage, dass diese Kerne mit zu den Exoten in der Saatgutbibliothek gehören.


Und so füllt sich die Sammlung seitdem mehr und mehr. Neben Klassikern wie Paprika, Chili, Pfefferminze und Kürbis haben auch andere Pflanzensaaten wie Clematis, Besenhirse und Senfsaat ihren Weg in die Saatgutbibliothek der Stadt Castrop-Rauxel gefunden. Bevor diese im Frühjahr dann für die Allgemeinheit „geöffnet“ wird, sollen noch fleißig Samen gesammelt werden. Spenden, so Melanie Heine, seien dabei jederzeit willkommen.

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