Zum Inhalt springen
„Frauenwege“ aus der Sackgasse
Fotos: André Chrost

„Frauenwege“ aus der Sackgasse

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Sabine Raupach-Strohmann

Lebenswege verlaufen individuell. Manchmal führen sie in eine Sackgasse. „Frauenwege“ setzt hier an und unterstützt dabei, die persönliche Situation zu verbessern. Eine Erfolgsgeschichte.

"Ich war völlig unten". Ihr Mann hatte sie verlassen und plötzlich stand Patrycja Praszkiewicz mit zwei kleinen Kindern ganz allein da. "Ohne Geld, ohne Plan B." Den bekam die 29-jährige Polin vor etwa einem Jahr mit "Frauenwege", einer sechsmonatigen Maßnahme der Jobakademie des Jobcenters Kreis Recklinghausen. In dieser Zeit erlangte sie ihr Selbstbewusstsein zurück und schmiedete wieder Pläne für ihr Leben: "Ich möchte Bürokauffrau werden", strahlt die attraktive junge Frau. Auf diesem Weg begleitet sie jetzt die Anschlussmaßnahme "job:4you" der Jobakademie. Stilberatung, Selbstbehauptung, Selbstwertgefühl, Gesundheitsbewusstsein, Stressmanagement – all diese Inhalte richten sich gezielt an Frauen jeden Alters, jeder Nationalität, die Bürgergeld beziehen und sich in ihrer jetzigen Lebenssituation überfordert fühlen. Sozialpädagogin Elke Bargerink, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen Nina Mahl und Susanne Klamt die "Frauenwege" leitet, sagt: "Mütter, Pflegende, Hausfrauen können mit unserer Hilfe erste Schritte gehen, um sich neu zu finden, zu orientieren – und im besten Fall wieder in ein selbst bestimmtes Leben führen."

Visionen entwickeln

Auch die Beratung zu einer Kur, Kindererziehung oder ein Bewerbungstraining gehören je nach persönlicher Situation dazu. Die Einzelgespräche mit Elke haben Patrycja Praszkiewicz am meisten geholfen. "Sie verstand mich und machte Mut, Visionen zu entwickeln." Und sie bestärkte sie auch in der Umsetzung: Inzwischen erreichte die junge Mutter ihr Wunschgewicht und machte den Führerschein. Die wichtigste Erfahrung in den Gruppencoachings aber war für die 29-Jährige: "Ich bin nicht allein." Da waren Mütter mit vielen Kindern und ältere Frauen mit anderen Sorgen und Problemen. Sie bildeten Netzwerke, WhatsApp-Gruppen, in denen auch nach Abschluss der Maßnahme reger Austausch herrscht: "Freude über einen Job oder andere Erfolge, aber auch Mitleid bei Misserfolgen."

Vertrauen ist das Zauberwort

Man duzt sich, auch die Dozentinnen. Die WenDo-Lehrerin kommt extra aus Mallorca und weist den Weg zu mehr Selbstsicherheit durch Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Farb- und Stilberaterin Paula gibt Tipps zu Kleidung, Farben und Frisur – all das fördert selbstsicheres Auftreten. Das curryfarbene Jackett zum schwarzen Pulli geht auf ihre Empfehlung zurück und steht der dunkelhaarigen Suarketa Berisha hervorragend. "Ich bin dankbar. Ich selbst wäre nicht darauf gekommen."

Die 33-Jährige hatte 2009 den Kosovo verlassen. Vor ihrem Umzug von Baden-Württemberg nach Recklinghausen hat sie in einem großen Hotel als Zimmermädchen und in der Küche gearbeitet. Bei "Frauenwege" hat die Alleinerziehende gelernt: "Wenn ich etwas will, dann schaffe ich es auch!" Inzwischen besucht ihr Sohn die zweite Klasse. "Jetzt kann ich bis 11.30 Uhr arbeiten", freut sich Suarketa Berisha. Trotz der wenigen Stunden hat sie jetzt einen Job als Hauswirtschaftshilfe gefunden. "Sobald er einen Platz in der Nachmittagsbetreuung hat, geht es auch länger."

Im April startet ein neuer Durchgang der "Frauenwege" für alle Frauen, die in der Zuständigkeit des Jobcenters Kreis Recklinghausen Bürgergeld beziehen. Das Motto: "Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt."

Info
Jobcenter Kreis Recklinghausen

Fachstelle Reha/SB
Sebastian Hofsäss
Sebastian.Hofsaess@vestische-arbeit.de

Artikel teilen:

Mehr aus Ihrem Vest: