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Geburtshilfe für große Talente

Geburtshilfe für große Talente

Lesedauer: ca. 3 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Der Nachwuchsgeiger Peter Son Götz spielt mittlerweile mühelos in Profiorchestern mit. Möglich gemacht hat dies eine hochwertige Geige, die ihm das Hilfswerk des Castrop-Rauxeler Lions-Clubs als Dauerleihgabe bereitstellte.

Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ So lautet ein Sprichwort aus Nigeria, das auch beson­ders auf den heute 20­jährigen Violinisten Peter Son Götz zutrifft. Bereits als er acht Jahre jung ist, fällt das musikali­sche Talent des Marlers einem seiner „Dorfbewohner“ auf, der ihn fortan unterstützt und fördert. Als 16­Jähriger nimmt ihn die Musikhochschule Detmold auf, wo er noch heute studiert.

Er besucht Meisterkurse u. a. bei dem Weltgeiger Frank Peter Zimmermann und Christoph Poppen, der sich als Dirigent und Solist international einen Namen gemacht hat.
Möglich wurde all das ab einem be stimmten Punkt erst durch die Förde­rung des Lions­Hilfswerk Castrop­ Rauxel. Dieses finanzierte Son Götz eine 18.000 Euro teure Violine als Dauerleih­gabe, mit der er heute seine musikali schen Höchstleistungen bestreitet. „Natürlich hat nicht jeder in unserm Club sofort zugestimmt“, erinnert sich Hilfswerksgründer Dr. Stefan Fromm, „aber als sie ihn haben spielen hören, war bei allen klar: Diesen jungen Mann müssen wir fördern.“ Der ehemalige Kardiologe, der selbst Pianist ist, ist sichtlich froh darüber, dass die Musik von Peter Son Götz die anderen über­ zeugt hat. Die Violine des Geigenbauers Falk Peters habe den jungen Mann musikalisch erheblich weitergebracht.

18.000 statt 14 Millionen

Dabei handelt es sich um einen Nach­ bau einer Stradivari, die der Geigenbauer Antonio Stradivari vor 300 Jahren in Cremona als „perfekte Violine“ baute. Die Originale kosten heute zwischen 3,5 und 14 Millionen Euro. Die Geigenbauer Falk Peters und Peter Greiner konnten bei ihren Nachbauten auf die elektro­ akustischen Vermessungen von Heinrich Dünnwald von der RWTH Aachen zurückgreifen und die Qualitäten einer Stradivari oder einer Guarneri somit zumindest näherungsweise reproduzieren. Nutznießer Son Götz sei es wichtig gewesen, dass er sich vor einem großen Orchester als Solist durchsetzen und seine persönlichen Klangfarben umzu­ setzen kann. Heute könne er sich mit diesem Instrument vor ein Orchester stellen und „mühelos“ ein Konzert von Dvorak oder Tschaikowsky spielen. „Viele Profimusiker aus solchen Orches­ tern haben mich schon auf meine Geige angesprochen und sie sehr gelobt“, sagt der talentierte Jungmusiker. „Darüber hinaus kann ich darauf vertrauen, dass auch das leiseste Pianissimo noch in Reihe 30 des Auditoriums so zu hören ist, als säße der Zuhörer direkt neben mir.“ Im Herbst 2022 wechselt Peter Son Götz von der Hochschule Detmold zur Hochschule für Musik und Theater nach München.

Ohne Hilfe keine Karriere

Dr. Stefan Fromm hat das Hilfswerk des Lions­Clubs CastropRauxel 2005 ge­gründet, um damit junge Leute zu un­terstützen, die auf seine tatkräftige bzw. finanzielle Hilfe angewiesen sind. Davon profitierten im Laufe der Jahre  neben Peter Son Götz auch etwa Gotthard Rubin Moseler. Der 2004 gebo­rene Dattelner studiert mittlerweile an der Düsseldorfer Robert­ Schuman­ Musikhochschule. Auch dessen drei Jahre jüngerer Bruder, Anatholy Tizian, erhielt Unterstützung; er studiert heute an der Folkwang ­Universität in Essen. Mit Hilfe der Lions konnten beide an internationalen Kursen teilnehmen. Ohne die finanzielle Unterstützung scheitern viele z. B. schon an den Kosten für Meisterkurse, Wettbewerbe, Reisen oder eben Instrumente, weiß Dr. Stefan Fromm. Der ehemalige Kardiologe hatte selbst früh mit der Musik begonnen, später dann aber einen anderen Hauptberuf gewählt: „Mit 19 habe ich gemerkt, dass ich in der Medizin meine Erfüllung finden werde.“ Aber die Musik habe ihm auch in seinem Beruf als Kardiologe immer sehr geholfen, etwa was Motorik, Empathie und Disziplin betrifft. Davon will er etwas weitergeben – an die Kinder seines „Dorfes“, die jeden „Dorf­bewohner“ brauchen.

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