Wer liebt es nicht, wenn ein Plan funktioniert? Ob Stadtentwicklung, berufliche Karriere oder persönliche Ziele – wir erzählen von besonderen Plänen und ihrer Umsetzung.
Gut Ding braucht Weile
Als Stadtentwicklerin braucht Verena Reuter oft einen langen Atem. Viele Akteure gilt es zu beteiligen, viele personelle und materielle Ressourcen locker zu machen und zu koordinieren.
Umso schöner sind die Momente wie die am 24. August, als der Spiel-, Sport- und Bewegungspark am Hallenbad mit rund 1.500 Besuchern feierlich eröffnet wurde und jahrelange Planung greifbare Realität wurde. Neben dem bereits im ersten Bauabschnitt 2023 erneuerten Kleinkinderspielplatz erstrecken sich auf einer Fläche von 12.500 Quadratmetern nun u. a. Pumptrack-Anlage (ein Parcours für Fährräder, Roller oder Skateboards), Bolzplatz, Korfballfeld, Boulder-Felsen, Fitnessgeräte und Trampoline. „Die Vorschläge kamen dabei größtenteils von den beteiligten Kindern und Jugendlichen selbst“, sagt die 41-jährige studierte Raumplanerin. Überhaupt sei die intensive und mehrfache Einbindung dieser Zielgruppe im gesamten Planungsprozess, die ämterübergreifende gemeinschaftliche Arbeit an dem Projekt und auch die enge Kooperation mit dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss ein Herzstück bei diesem Projekt gewesen. Mehr als vier Jahre hatten die Beteiligten aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft Ideen gesammelt und an der konkreten Umsetzung der generationsübergreifenden Spiel- und Sportfläche gearbeitet.
Besonderer Beteiligungsprozess
Schon 2020 konnten Kinder und Jugendliche Spielgeräte vorschlagen. Sie zeichneten Skizzen, bastelten zukünftige Spielflächen und erstellten Modelle. Jugendzentren, Schulen und Kitas, Mountainbike- und Korfballvereine, Sportgruppen, die Spielplatzgruppe des Kinder- und Jugendparlaments und die Nachbarschaft brachten sich mit ihren Ideen und Interessen in zweiBeteiligungsrunden ein. Auch die Bürgerschaft konnte online Wünsche äußern und darüber abstimmen. Die finale Entscheidung fiel bei einem großen Beteiligungsfest am Hallenbad im 22. August 2020 – ziemlich exakt vier Jahre vor der feierlichen Eröffnung am 24. August 2024.
Ohne Moos nix los
Für Verena Reuter und ihre Kollegen galt es dann, die Finanzierung zu sichern, Fördertöpfe zu identifizieren und Anträge zu schreiben, denn ein Bauvorhaben im Volumen von mehr als einer Million Euro zahlt eine Stadt wie Castrop-Rauxel nicht aus der Portokasse. Ein erster Antrag im Rahmen des Investitionspakts zur Förderung von Sportstätten scheiterte 2021 zunächst. „Die Nachfrage war zu groß“, erinnert sich Verena Reuter. Der Antrag war dennoch nicht umsonst: „Die Landesregierung machte 2022 exklusiv für die zuvor abgelehnten Projekte noch einmal Fördermittel locker, und diesmal bekamen wir den Zuschlag“, so Reuter. 750.000 Euro konnte die Stadt schließlich aus Mitteln des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW über den Investitionspakt Sportstättenförderung akquirieren und zzgl. einem städtischen Eigenanteil investieren. Als Nächstes mussten ein Bebauungsplan und ein geänderter Flächennutzungsplan her. 2022 lagen diese samt Begründung, Umweltbericht, weiteren Gutachten und Stellungnahmen öffentlich im Rathaus aus und konnten online eingesehen werden; Bürger konnten Einwände äußern. Es folgte ein entsprechender Ratsbeschluss. Im Sommer 2023 konnte die Stadt im ersten Bauabschnitt den Kleinkinderspielplatz erneuern. Der zweite Bauabschnitt folgte seit dem Frühjahr dieses Jahres. Im dritten Bauabschnitt soll nun noch eine Streetball-Anlage und eine Doppelseilbahn hinzukommen – unter anderem dort, wo jetzt noch eine temporäre Blühwiese wächst. Dafür sind Städtebaufördermittel als Kofinanzierung von Bund und Land beantragt. Weitere Wünsche kleiner Bürger vom Eröffnungsfest prüft die Verwaltung jetzt auf Machbarkeit.
Blick über den Tellerrand
Für Stadtentwicklerin Verena Reuter war die Hauptarbeit an diesem Projekt schon vor der Eröffnung lange erledigt. Doch die übergeordneten Planungen für den Stadtmittelpunkt gingen und gehen weiter. Bereits 2019 wurde für ihn ein „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“ (ISEK) entwickelt und 2021 fortgeschrieben – neben dem ISEK Merklinde einer der wichtigen Entwicklungsschwerpunkte der Stadt. So soll neben dem Sport-, Spiel- und Bewegungspark am Hallenbad auch das Rathaus attraktiver und der Forumsplatz neugestaltet werden. Auch dafür gab es bereits zwei Beteiligungsformate. „Ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Forumsplatzes ist bereits ausgeschrieben. Nun hoffen wir auf aussagekräftige und spannende Entwürfe nationaler Planungsbüros“, erläutert Reuter den Stand. Ebenfalls immer mitdenken muss sie bei allen quartiersbezogenen Entwicklungsprojekten auch stadtweite Planungen wie das Nahmobilitäts- oder das Klimaanpassungskonzept. So sei die Fläche am Hallenbad auch Teil eines übergeordneten Grünzuges zwischen Castroper Holz und Grutholz. Im Einklang mit dem Nahmobilitätskonzept sei zudem geplant, die Fuß- und Fahrradwege ins angrenzende Rosenviertel zu verbessern., wenn es dafür Fördermittel gibt. Und so ist der Blick bereits auf die nächsten Jahre, ja Jahrzehnte gerichtet. Als Stadtentwicklerin braucht es halt einen langen Atem.
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