Wohnraum ist auch in Castrop-Rauxel knapp. Im Stadtteil Schwerin sollen in der ehemaligen Franziskuskirche neue Wohnungen entstehen. Eine Win-win-Lösung?
Was wird aus alten Kirchen, wenn Gemeinden sie wegen sinkender Mitgliederzahlen aufgeben müssen? Diese Frage stellt sich immer öfter. Am 11. Mai war es für die Gemeinde St. Franziskus auf Schwerin so weit: Sie feierte tränenreich die letzte Messe in ihrer Franziskuskirche. Dieser Tage soll der Erzbischof die Kirche profanieren und somit für eine nicht-kirchliche Nutzung freigeben. Die Vorbereitungen für den Umbau sind bereits sichtbar, die Parkplätze mit Flatterband abgesperrt.
Zwölf Wohnungen sollen im kubusförmigen Hauptschiff der Kirche entstehen; dafür sollen dort neue Zwischendecken eingezogen werden. Die Fassade bekommt neue Fenster und eine bessere Dämmung. Der Turm und die anderen Gebäude müssen neuen Gebäuden mit 25 weiteren Wohnungen weichen. Alle knapp 40 Wohnungen der „Franziskushöfe“ sollen sozial gefördert, barrierearm und energetisch auf neuestem Stand sein.
Rund zehn Millionen Euro investiert Bauherr Tri-Invest in den Um- und Neubau, für den der Investor auch das Castrop-Rauxeler Büro LederNimz Architekten beauftragt hat. Architekt Reinhard Nimz ist selbst Teil der Gemeinde, die ab sofort in die Kapelle auf dem Friedhof der Lambertusgemeinde ausweichen muss. Sein Büro hat in Castrop- Rauxel viele, auch bekannte Gebäude wie das Feuerwehrgerätehaus des Löschzugs Rauxel der freiwilligen Feuerwehr oder das Ärztehaus auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Erin entworfen und entwickelt das Stadtbild so aktiv mit. Und auch wenn es kritische Stimmen gab, gelten die Pläne in der Gemeinde als allgemein akzeptiert bzw. alternativlos.
Abriss verhindern
Die Franziskuskirche war nicht die erste Kirche in CastropRauxel, die ihre Gemeinde aufgeben musste – und wird wohl auch nicht die letzte sein. Ihr Schicksal hatte bereits 2023 die evangelische Petrikirche getroffen. Diese konnte allerdings vollständig erhalten und durch ein lokales Bestattungsunternehmen einer neuen Nutzung zugeführt werden. In beiden Fällen ging jahrelange Planung voraus, um den Worst Case, einen Komplettabriss, zu verhindern.
Neue Impulse durch neue Nachbarn erhofft sich auch Jürgen Wischnewksi, Vorsitzender des Stadtteilvereins „Wir auf Schwerin“. Dort würden Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, immer knapper, klagt er. Der Verein organisiere im Stadtteil seit seiner Gründung vor sieben Jahren Mitmachaktionen und Infoveranstaltungen, etwa den jährlichen Adventsmarkt, Flohmärkte oder das Turmfest am Hammerkopfturm, die sich großer Beliebtheit erfreuten, aber derzeit wegen Mangel an helfenden Händen auf der Kippe stünden. Kurzfristig dürfte sich dieses Problem durch die Franziskushöfe nicht lösen; die Fertigstellung ist frühestens Mitte 2027 zu erwarten.