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"Der zerbrochne Krug" im Westfälischen Landestheater
© Volker Beushausen

"Der zerbrochne Krug" im Westfälischen Landestheater

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: _Redaktion _RDN

Kleists Gerichtskomödie zwischen Stammtisch und Wahrheitssuche.

Es ist Gerichtstag im Dorf Huisum in der Provinz Utrecht. Das ganze Dorf ist versammelt, um den Fall des zerbrochenen Kruges der Frau Marthe Rull zu verfolgen. Angeklagt ist Ruprecht, der Verlobte ihrer Tochter Eve, der nachts bei ihr gewesen sein soll. Doch Ruprecht behauptet, einen Einbrecher überrascht zu haben, der beim Sprung aus dem Fenster den Krug zerbrach.
Just an diesem Tag erscheint Dorfrichter Adam selbst mit lädiertem Gesicht und heftigem Humpeln im Gerichtssaal – und bald erhärtet sich der Verdacht, dass der eigentliche Täter im Prozess gegenübersitzt. Um seine Haut zu retten, verdreht Adam ohne Skrupel die Wahrheit, konstruiert absurde Szenarien und zeigt dabei, wie leicht Macht und Moral ineinander übergehen können.

Kleists Komödie um Wahrheit, Lüge und Selbstbetrug gilt seit Jahrhunderten als Musterbeispiel deutscher Dramatik – und ist heute aktueller denn je: In Zeiten von Fake News, Machtmissbrauch und „alternativen Fakten“ entfaltet das Stück eine beklemmende Gegenwartsrelevanz.

Regie führt WLT-Intendant Ralf Ebeling, für den diese Inszenierung eine ganz besondere ist: Sie markiert den Abschluss seiner Zeit am Westfälischen Landestheater – und schließt zugleich den Kreis zu seinem ersten Kleist-Stück Prinz Friedrich von Homburg, mit dem seine WLT-Karriere begann. Gemeinsam mit Ausstatterin Clara Eigeldinger hat er das Stück in ein modernes Vereinsheim verlegt: Pokale, Wimpel und Jogginghosen treffen auf alte Machtstrukturen und neue Lesarten.

„Wir wollten zeigen, dass diese Figuren eigentlich gar nicht wissen, was es heißt, vor Gericht zu stehen“, so Ebeling. „Sie reden wie am Stammtisch – laut, überzeugt, unversöhnlich. Genau das macht den Stoff so zeitlos.“

Auch Eve, die im Original kaum zu Wort kommt, erhält in dieser Inszenierung mehr Raum: Durch Kleists selten gespielten „Variant“ wird ihre Geschichte stärker betont – und das Stück kippt nach zwei Dritteln vom Komischen ins Bitterernste.

So wird Kleists Der zerbrochne Krug am WLT zu einem Abend zwischen Lachen und Verstummen – zwischen derber Komödie und schmerzlicher Wahrheit.

Alle Fotos von Volker Beushausen.


Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk
Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk
Burghard Braun, Lesley -Ann Eisenhard, Arikia Orbán, Guido Thurk, Jan -Hendrik Kroll
Burghard Braun, Lesley -Ann Eisenhard, Arikia Orbán, Guido Thurk, Jan -Hendrik Kroll
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk
Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Arikia Orbán
Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Arikia Orbán
Guido Thurk, Burghard Braun
Guido Thurk, Burghard Braun
Guido Thurk, Lesley -Ann Eisenhard
Guido Thurk, Lesley -Ann Eisenhard
Lesley -Ann Eisenhard, Guido Thurk
Lesley -Ann Eisenhard, Guido Thurk
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Vincent John
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Vincent John
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Carolin Leweling, Guido Thurk
Burghard Braun, Jan -Hendrik Kroll, Carolin Leweling, Guido Thurk
Jan -Hendrik Kroll, Burghard Braun, Guido Thurk, Carolin Leweling, Mike Kühne, Vincent John
Jan -Hendrik Kroll, Burghard Braun, Guido Thurk, Carolin Leweling, Mike Kühne, Vincent John
Lesley -Ann Eisenhard
Lesley -Ann Eisenhard
Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Carolin Leweling
Jan -Hendrik Kroll, Guido Thurk, Carolin Leweling

 

Info
Westfälisches Landestheater

www.westfaelisches-landestheater.de

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