Christian Reder ist „Wortefalter, Satzgestalter, Redenhalter“. Für seine Heimatstadt Castrop-Rauxel hat sich der Musikfan auf ungeliebtes Terrain begeben – den Schlager – und eine Hymne für sie geschrieben.
Seit seinem 16. Lebensjahr sammelt der 53-jährige Texter, Autor und Moderator Platten und CDs. „Ich bin ein Musikmessi“, bekennt der Castroper mit einer beeindruckenden Kollektion im fünfstelligen Bereich. „Ich liebe Musik, alle Richtungen, bis auf Schlager.“ Seine Hymne mit dem Refrain „Castrop-Rauxel ja, ja, ja, Castrop-Rauxel ohoho“ sei ein einmaliger Ausrutscher – entstanden aus einer Art Wette. Aber der Zweck heilige die Mittel: „Wenn Menschen zusammen eine eingängige Musik mit einfachem Text singen oder auch grölen, stärkt das das Wir-Gefühl“.
So geschehen am 30. November im Castroper Brauhaus beim Benefizkonzert „Laut gegen ALS“, wo das Castrop-Lied aus Reders Feder mit Musik von Kommunalpolitiker Nils Bettinger, arrangiert und gespielt von der Castroper Rockband Gun-Fire seine Premiere feierte. Auch beim ersten X-MAS`ival am 21. Dezember soll die Hymne die ASG-Aula zum Beben bringen.
Lied gegen Depression
Doch Reder kann auch ganz anders: Das beweisen die Texte, die sich im Laufe von 20 Jahren in seiner Schublade stapeln. Wie „NiemandsHilfe“, ein musikalischer Hilferuf, in dem Christian Reder seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen verarbeitet hat. „Ich will darin Mut machen, den Weg aus dem Dunkeln zu suchen und zu finden.“ Der Hannover-96-Fan hat das Lied, für dessen musikalische Umsetzung er derzeit mit Musikern und Sängern in Gesprächen ist, der Robert-Enke-Stiftung geschenkt – anlässlich des 15. Todestages des Torwarts am 10. November. „Der Erlös wird dorthin fließen.“
Sein eigenes Heilungsrezept? „Eine Mischung aus dem richtigen Arzt, guten Medikamente und meiner Arbeit – die hat mich echt gepusht“. Und tut es noch: Mit einem 20-jährigen Gesangstalent nimmt der Vorsitzende des Vereins „Musik aus Deutschland e. V.“ und Chefredakteur des Musikmagazins „deutsche-mugge.de“ zurzeit eine Songund Videoproduktion auf. „Es ist ein Geschenk. Die Texte stammen von mir, die Musik von Nils Bettinger.“ Premiere ist am 11. Januar bei einem Konzert im Adalbert-Stifter-Gymnasium.
In Castrop ist der Journalist seit einem Jahr mit einer eigenen TV-Sendung auf CAS-TV bei NRWision auf Sendung. Bei „Reder redet …“ bietet er Künstlern, Sportlern, Köchen, Architekten, Ärzten, Schauspielern und vielen anderen Menschen aus Castrop und dem Ruhrgebiet eine Plattform. Wunderbare Gespräche gab es bereits unter anderem mit Bürgermeister a. D. Johannes Beisenherz, Weltenbummler Bernd Grode, Tanzlehrer Frank Schmitt-Hutten, Schauspieler Willi Thomczyk, Musiker Fährmann und der rhythmischen Sportgymnastin Rana Tokmak. „Hauptsache, sie haben etwas zu erzählen.“
So wie er selbst: Mitte der 90er spielte er als DJ in einer Castroper Disco die DDRBands Karat, Silly und City – außergewöhnlich im Westen. „Sie spielten wunderbare Musik und das auf Deutsch.“ Lange, bevor die Neue Deutsche Welle deutsche Songs salonfähig machte. Viele Jahre pflegte er die Homepage von Karat. Neben seinen monatlichen TV-Sendungen und musikalischen Projekten schreibt Christian Reder in seiner „Schriftsatzschmiede“ Texte aller Art: Biografien, Werbung, „auch Liebesbriefe, wenn gewünscht.“ Und wenn es denn sein muss, eben auch einen Schlager. Aber nur ausnahmsweise und nur für die Castroper Heimat.